24.11.11

Daniel in der Löwengrube

Buch Daniel 6,12-28.

Nun schlichen sich jene Männer heran und fanden Daniel, wie er zu seinem Gott betete und flehte.
Darauf gingen sie zum König und erinnerten ihn an sein Verbot; sie sagten: O König, hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, nach dem jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen außer an dich, König, eine Bitte richtet, in die Löwengrube geworfen werden soll? Der König gab zur Antwort: Die Anordnung steht fest nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser.
Da berichteten sie dem König: Daniel, einer von den verschleppten Juden, achtet weder dich, König, noch das Verbot, das du unterschrieben hast, sondern verrichtet dreimal am Tag sein Gebet.
Als der König das hörte, war es ihm sehr peinlich und er dachte nach, wie er Daniel retten könne. Bis Sonnenuntergang bemühte er sich, ihn freizubekommen.
Doch jene Männer bestürmten ihn und sagten: Bedenke, König, es ist bei den Medern und Persern Gesetz, dass jedes Verbot und Dekret, das der König erlässt, unabänderlich ist.
Darauf befahl der König, Daniel herzubringen, und man warf ihn zu den Löwen in die Grube. Der König sagte noch zu Daniel: Möge dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich erretten.
Und man nahm einen großen Stein und wälzte ihn auf die Öffnung der Grube. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegel und den Siegeln seiner Großen, um zu verhindern, dass an der Lage Daniels etwas verändert würde.
Dann ging der König in seinen Palast; fastend verbrachte er die Nacht; er ließ sich keine Speisen bringen und konnte keinen Schlaf finden.
Früh am Morgen, als es gerade hell wurde, stand der König auf und ging in Eile zur Löwengrube.
Als er sich der Grube näherte, rief er mit schmerzlicher Stimme nach Daniel und fragte: Daniel, du Diener des lebendigen Gottes! Hat dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich vor den Löwen erretten können?
Daniel antwortete ihm: O König, mögest du ewig leben.
Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen. Sie taten mir nichts zuleide; denn in seinen Augen war ich schuldlos und auch dir gegenüber, König, bin ich ohne Schuld.
Darüber war der König hoch erfreut und befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. So wurde Daniel aus der Grube herausgeholt; man fand an ihm nicht die geringste Verletzung, denn er hatte seinem Gott vertraut.
Nun aber ließ der König die Männer herbeiholen, die Daniel verklagt hatten, und ließ sie mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube werfen. Sie waren noch nicht am Boden der Grube angelangt, da stürzten sich die Löwen auf sie und zermalmten ihnen alle Knochen.
Daraufhin schrieb König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen auf der ganzen Erde: Friede sei mit euch in Fülle!
Hiermit ordne ich an: Im ganzen Gebiet meines Reiches soll man vor dem Gott Daniels zittern und sich vor ihm fürchten. Denn er ist der lebendige Gott; er lebt in Ewigkeit. Sein Reich geht niemals unter; seine Herrschaft hat kein Ende.
Er rettet und befreit; er wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf der Erde; er hat Daniel aus den Tatzen der Löwen errettet.

Quelle: www.evangeliumtagfuertag.org

3.11.11

Fuselanleihe

Hier erklärt Chin Meyer die Finanzkrise einmal exemplarisch:
Viel Freude an seinen Worten und Sprachbildern!

20.10.11

EU-Wirtschaftsregierung? Wer arbeitet, soll auch zahlen!

Wie eine EU-Wirtschaftsregierung aussehen dürfte, dies braucht nicht Spekulation zu bleiben. Ein Blick auf den bereits europaweit regulierten Agrar"markt" bietet bereits heute einen Einblick. So meldet die Zeitschrift Luxemburger Wort:

"EU-Milchquote überschritten. Luxemburg muss zahlen"

Weiter heißt es dort: "Weil in Luxemburg zuviel Milch produziert wurde, muss das Land bis zu einer Million Euro Strafe an die Europäische Union zahlen. Insgesamt überschritten fünf EU-Staaten im Quotenjahr 2010/11 ihre Milchquoten und müssen nun eine Zusatzabgabe von insgesamt 55,57 Millionen Euro entrichten." Zum ganzen Text hier: Wer arbeitet, soll auch zahlen.

26.8.11

Hoffnung

Bewegung? Letztendlich gibt es nur Freiheitssplitter. Bäng. Hier und da. Gestern und heute. Wirklich nur manchmal. Da fliegt einem etwas um die Ohren – betäubt. Terror. Hoffnung. Bewegung. Danach schnappen, blind. Alles ist voller Staub. Ducken. Fliehen. Geschafft oder vergebens.

22.8.11

Modernes Leben im Alter

Animiert von einem zum Nachdenken anregenden, sehr schön geschriebenem Beitrag von Melanie Mühl, habe ich meine Überlegungen dazu aufgeschrieben und biete diese hier zur Lektüre an. Es geht um das Leben im Altersheim, und dort um den Verlust des Persönlichen. In der Einleitung heißt es: "Sie nennen es Seniorenresidenz: Altersheime geben sich viel Mühe, den Eindruck von Sterbestationen zu vermeiden. Für die Betroffenen bleibt dennoch das Gefühl von Schuld und Verrat an den eigenen Erinnerungen."
Sie können ben Blogbeitrag hier komplett lesen: Die beste Lösung des Unlösbaren

Das Problem des alten Menschen, des Insassen im Heim, seine Verringerung der persönlichen Autonomie, ist für viele Charaktere hart und schwer bis gar nicht zu ertragen. Die geringe Autonomie der noch arbeitenden Menschen, der Insassen im Sozialstaat, ist für Freiheitsliebende zeitlebens eine demokratische Hölle. Denn anders als der alte Mensch, desses Psyche und Physis ihn hilfsbedürftig machen, am Ende des Lebens gerade umgekehrt fortschreitend zu seinem Anfange, ist der noch kräftige Mensch, geistig gesund und körperlich vermögend, willens und bestrebt aufzubauen und zu helfen. Doch: Genauso wie es dem parlamentarischem Ausdruck eines gemutmaßten Volkswillens entspricht, genau so muß er helfen. Er ist gezwungen, sein empathischer Impetus ist irrelevant, geradezu gekappt. Und wir beklagen die Abnahme von verantwortungsvollen Handeln in so vielen Lebensbezügen, beklagen die Abnahme von Mitmenschlichkeit und Zuwendung - und erkennen nicht den Grund dafür.
Zwingt die Alten das unbarmherzige Gefüge der - unvermeidlicher Lebensgesetzlichkeit folgend - nachlassenden Kräfte zur Annahme von Pflege, so wird der Bürger vom Mitbürger meist sehr subtil und selbstredend kollektiv, am Ende immer unter Androhung roher Gewalt, in ein sehr wohl vermeidliches papiergesetzliches und anmaßendes, oft völlig unpassendes und immer nicht ideal passendes Korsett gezwungen, fast eine Millionen Vorschriften bedrohen seine Autonomie, negieren sie oft vollständig. Der Irrtum christlicher Politik, die Überhöhung des politisierten Sozialen, ja, die Säkularisierung christlicher Werte und etatistisch-monopolisierende Sozialisierung einst gewachsener Institutionen von Ehe und Familie zu Sozialhilfe und Familiengericht, von Nächstenliebe und Nachbarschaftshilfe hin zur völkischen Schicksalgemeinschaft und weitgehender staatlich verwester Einheitsbildung, Einheitsgesundheit und Einheitsrente ist viel problematischer als es sich die Gründer erdachten. Was im Kleinen geht, läuft noch lange nicht im Großen. Heute ist Solidarität alles - und doch ein völlig leerer Begriff geworden, nur noch eine Worthülse, denn niemand kann noch solidarisch sein - er muß es. Aus Brüderlichkeit wurde Zwangsverbrüderung. Die Überdehnung wertvoller christlicher Ideen aus den gewachsenen und bewährten menschennahen Institutionen, ihre gutgemeinte Übertragung auf riesengroße Sozialitäten, auf institutionalisierte Millionheere, ist furchtbar für die Würde des Menschen und zeitigt eben zunehmend verheerende Folgen. Der Mensch ist nicht mehr Mensch, er ist zeitlebens Insasse, ist Bürger und Volkseigentum. Seine Autonomie ist vernichtet: Er darf sich nicht frei bilden, sondern wird zwangsbeschult. Er darf sich nicht um seine Gesundheit kümmern, sondern ihm wird nur ein Mitbestimmungsrecht in der staatlich verwesten Krankheitsverwaltung eingeräumt. Und dergleichen mehr noch. Also stirbt er nicht mehr bei der Arbeit oder im Kreis der Familie, sondern in den neuen Institutionen der aufgeklärten Moderne. Diese hat den Menschen befreit aus der Knechtschaft und Enge alter Traditionen, Konventionen und Institutionen. Nun ist er das Opfer politischer Konstruktionen und übermenschlicher Institutionen, die er an ihre Stelle gesetzt hat. Nicht das Vertraute bleibt ihm, sondern das ihm Zugeteilte muß er nehmen. Der alte wie der junge Mensch hat in dieser neuen Welt viel Autonomie verloren. Dem Alten ist zur Rebellion der Tod näher, ist ihm als Erlösung mit den Resten seiner Autonomie leichter zugänglich. Der junge Mensch hat keine Chance mehr. Er will leben, sein Selbsterhaltungstrieb treibt ihn in die Arme derer, die ihn zur Anpassung zwingen. Und nichts wird daran anders, wenn dieser Zwingherr angeblich wir alle sind. Die Welt ist eine des demokratischen Befehls geworden, dem man sich nur noch durch den Tod entziehen kann. So tragen wir den Tod kollektiv in jedermanns Lebenskalkül.
Wir räumen dem Kollektiv allgegenwärtig Vorrang ein - und beklagen den Verlust unserer uns doch so eigenen Würde. Sensible drängt es, unseren alten Müttern und Vätern den Verlust der Autonomie, die ein Verlust der Würde ist, abzufedern und liebevoll zu helfen. Ja, sie möglichst diesen Verlust nicht spüren zu lassen. Wie können dieselben sensiblen Menschen dem Verlust der Autonomie - und auch hier der damit verbundenen Würde - im Sozialen zustimmen? Dies gar einfordern, institutionalisieren und gesetzmäßig gewaltsam durchsetzen?
Wahrscheinlich, ich wage diese Prognose, werden die anmaßenden etatistischen Institutionen der Moderne sich angesichts der Überalterung, die wohl selbst ihre Folge ist, überheben. Die Antwort in Deutschland war die staatliche Pflegeversicherung. Bei der auch hier jeder mitmachen muß, auch wenn diese Ausgaben dann wiederum für die Nächstenliebe fehlen. Und womit die Welt wieder ein wenig kälter geworden ist. Hoffentlich erschreckt uns diese Kälte in unseren Altersheimen, deren Zahl auf lange Zeit zunehmen wird, genug, um uns wieder eine Idee zu geben, wie es anders sein könnte. Wie so vieles anders sein könnte. Auch jetzt schon, wo wir noch nicht Dahinsiechen.

20.8.11

Schirrmacher Debatte

Kein Konservativismus kann "ganze Nationen pleitegehen lassen". Dies ist Gottseidank nicht möglich. Daß dies möglich und ursächlich sei, dies behauptet Robert Misik auf taz.de und diese und andere seiner Überzeugungen verdienen es, einmal gründlich beachtet und eingeordnet zu werden. Auch eine Tea-Party und selbst nicht alle Konservativen sind des "Pleite gehen lassens" nicht vermögens. Und sie wollen es auch nicht: Es handelt sich hier zunächst nur darum, die allenthalben betriebene Insolvenzverschleppung endlich beim Namen nennen. Das fortwährende Nachschöpfen von Liquidität (von Geld kann man dabei nicht reden, auch wenn der Geldsozialismus uns zwingt, Euro und Dollar als Geld zu benutzen) ist dies keine Privaten offenstehende Betrugsmöglichkeit, begangen gleich an allen Mitgefangenen dieses "Währungs"systems. Und es geht voll zu Lasten der Menschen. Alle wundern sich über "Preissteigerungen", die doch nur ein Billigwerden, ein Verfall der Staatswährungen sind; wundern sich darüber, daß der Turbo-Monetarismus immer mehr prekäre menschliche Einkommens- und Lebensverhältnisse schafft. Endlich nun trifft es den Mittelstand und dieser wird gerade als nächstes nach unten gezogen. Es ist doch klar, daß immer mehr geschafft werden muß, daß die Qualität der Produkte sinken muß, wenn der Wert des "Geldes" ebenfalls sinkt. Habe ich 100 Äpfel und 100 Moneten und erhöhe dann um 10, sagen wir - um es realitätsgemäßer zu machen - 100 Moneten einfach mal so, dann habe ich noch immer nicht 200 Äpfel. Nur kann der Emittent der zusätzlichen Moneten mehr Äpfel kaufen, jedenfalls problemlos mehr bieten. Die Äpfel werden teurer. Wer seine Arbeitskraft verkaufen muß und (!) in Moneten kaufen muß (gesetzliches Monopol) wird der Dumme sein. Hier liegt ein im Grunde zur Veranschauung sehr vereinfachter, doch auch in seinem Wesen tatsächlich sehr einfacher Ausbeutungsmechanismus vor. Nur blickt man ihn nicht, weil es schleichend geht und Moneten eben auch in ihrer Geldfunktion Wertaufbewahrungsmittel betrachtet werden. (So bewerten selbst viele Edelmetallbefürworter sehr inkonsequent Gold in Euro oder Dollar.) Wenn in obigen Beispiel nun 100 Äpfeln nach Ausweitung der Geldmenge nicht mehr 100 sondern 200 Moneten gegenüberstehen, dann sind weder Äpfel noch Moneten mehr wert geworden. Ein Apfel bleibt ein Apfel: Kalorienwert, Genußwert, Labsal, Ästhetik etc. sind gleich geblieben. Tatsächlich sind die Moneten weniger Wert geworden: 1 Euro/Dollar/"Monet" ist nun nur noch einen 1/2 Apfel wert. Folge: Wer einen ganzen Apfel essen möchte, muß nun statt 1 gleich 2 Moneten auf den Tisch legen.
Hier liegt nun die Tea-Party ganz richtig mit ihren Forderungen, diese Art von Umverteilung endlich zu unterbinden. Sie ist nicht konsequent genug, da sie den Kern dieses ungeheuren Vorgangs nicht aufheben will: das staatliche bzw. staatlich sanktionierte Geldmonopol (ohne Staat gibt es ohnehin keine Monopole, Alleinanbieter könnten ja jederzeit Mitbewerber erhalten, gegebenenfalls mit anderer Technik - das nur am Rande). Hier bleiben sie Etatisten ("Staatler", wie der Autor des Bezugsartikels). Doch wenden sie sich andererseits entschieden gegen einen Urtrick, der Neocons und Neoliberalen, die Inflation als Waffe gegen Gewerkschaftsforderungen ansahen und vielleicht heute noch ansehen, bisher gelang. Man studiere einmal die Überzeugungen des einflußreichen Walter Lippmann (USA).

Schirrmacher & Co. vagabundieren noch in ihrer Bewertung und Neuorientierung, nachdem der Boden gleich etlicher praktischer Überzeugungen durch Verratsaufdeckung entzogen wurde. Dem alten politischem (und genauso entzweiendem, dem "Teile und herrsche"-Prinzip geschuldetem) Koordinatensystem noch verhaftet, schaut er nun nach links. (Ein kleiner Einwurf: Dieser kluge Kopf bewegt sich zwar, bleibt jedoch horizontal.) Und die Linke verordnet, den ja auch libertären Widerstand gegen die Nomenklatura in den USA, als rechts. Und viel zu vielen fällt erst gar nichts anderes mehr ein als ein reflexhaftes "Law and Order"-Getue, wozu letztendlich auch die Überzeugung des taz.de-Autors gehört, der Staat müsse die Märkte bezwingen. Es ist sicher en vogue, es so zu sagen: Dies alles ist nicht hilfreich. Entscheidend für unsere Zukunft wird sein, was den heute und in absehbarer Zukunft in materiell und seelisch prekären Verhältnissen lebenden Menschen nutzt. Und dies zu befördern erfordert die Befreiung der Menschen aus den Klauen eines Monetarismus, der Kapitalanhäufung ("privat" und staatlich) mittels Geldmengenausweitung betreibt. Der Kapitalist ist heuer allzuoft nicht Finanzier, sondern wird selbst finanziert (privatrechtlich oder öffentlich-rechtlich). Diese "Hilfsprogramme für Reiche" gehen nur inzwischen betragsmäßig extrem in die Höhe und werden allen sichtbar. (Sie gehen in Dimensionen in die Höhe, wie sie nur Staaten befehlen können.) Während andere sich um dieselben (laufend wertloser werdenden) Moneten abstrampeln müssen (Debitismus) und von denselben nach oben umverteilenden staatlichen Händen unter ärgsten Strafandrohungen gezwungen werden, ihr inflationiertes Geld zu benutzen. Wäre der Erfindungsreichtum der Menschen nicht, erfolgten Rationalisierungen (im besten Sinne) nicht, wären steigender Fleiß und Ausdauer der Werktätigen nicht und Lohnverzicht, dann würde die Ausweitung der Geldmenge voll auf die Preissteigerung durchschlagen.
Dieses System ist in Unordnung, und da ist es sehr halbherzig, es ist einfach zu wenig und leider im Ergebnis auch nicht nachhaltig zielführend, wie die Linke und überhaupt die Parteien lediglich versuchen, ein wenig mehr des kreditgeschöpften "Geld"flusses als Wirtschafts-, Sozial- und Armutssubventionen "gerechter" zu verteilen. Sie verteilen sozusagen eben auch die eingebuchte Luft (Moneten-Blasen) mit und entwerten gleichzeitig den im Monopol(y)-Geld ausbezahlten Lohn. Die Basis von Wohlstand ist zuallererst Produktion, das Schaffen von Werten - in jedweder von Menschen zugewiesener Bewertung (also keineswegs nur materiell). Dies bedarf eben auch der Autonomie des Einzelnen, des "Kleinen" gegenüber dem "Großem", dem Sozialwesen - und erst recht ein Freisein von aufoktroyierten konstruierten Sozialsystemen, die ja selbst in den USA inzwischen Überhand nehmen. Dies ist ebenso eine anthropologische wie eine kybernetische Gegebenheit - die Indianer sprachen davon in der Art, "nicht in anderleuts Mokassins wandeln zu können".
Der Mensch als soziales Wesen hat nicht das Recht - und im letzten beschädigt er sich und seinesgleichen auch selbst - anderen die Weltsicht seines Ich-und-meine-Erfahrungen-Wesens aufzuzwängen. Auch geht es fehl, summarisch die Weltsicht einer (siehe Walter Lippmann) bewegten (oder trägen) Mehrheit zum Maßstab zu machen, den man über alle anderen bricht. Ohne Frage, im Politischen ist sicher viel guter Wille im Spiel (mehr noch sind es gute Worte) und man denke auch an die angstrebten Eingrenzungen durch kodifizierte Grundgesetze, Menschenrechte und den Minderheitenschutz. Doch den liberalen, demokratischen und sozialen politischen Staatsverfassungen ist es nicht gelungen, eine immer weitere Ausweitung sozialer Ansprüche zu begrenzen. Selbst sogenannte Privatisierungen weiten die Steuerbasis des Staates aus (ein weites Feld). Vielleicht wäre es gelungen, wenn ihm (und seinen "Kapitalisten") nicht immer wieder neue liquide Mittel zugeflossen wären. Vielleicht hätten mehr Verantwortliche es vorher wissen können.
Jetzt wissen wir es und dies ist eine gute Basis. Es gibt eine parallele Entwicklung der Ausweitung von monetärer Liquidität, von Staatsverschuldung, von Staatsausweitung und dem Auseinandergehen der Reich-Arm-Schere. Hier trifft die Tea-Party den Kern, auch den des linken Pudels. Schirrmacher & Co., ebenso wie Christ- und Sozialdemokraten, wie auch die Linken, steht noch manche schmerzhafte neue Erkenntnis bevor. Eins zeichnet sich bereits ab: Persönliche (soziale/christliche) Solidarität und Mitmenschlichkeit läßt sich letztendlich nicht politisch organisieren. Und ihr Erzwingen funktioniert nicht dauerhaft, da nutzen auch die politischen Aushebungen in den Schützengräben der Katholischen Soziallehre nichts. Auch der Sozialstaat lebt von Voraussetzungen, die er nicht selber schaffen kann. Die Crux der Sache ist das Politische selbst. Und da wird es nun schmerzhaft: Es war ein Sozialist, der 1907 in Frankfurt, in seinem Buch "Der Staat" das Wesen des politischen Mittels so gut beschrieb (Seite 20 oben): Franz Oppenheimer. Die Monetaristen haben nicht nur die Konservativen "gekauft und verraten" (wobei es hier nicht um ein neues Feindbild geht, sondern um die begrenzte Nützlichkeit von Ideen, insbesondere von großen Entwürfen) - im Grunde sozialdemokratische Männer wie Milton Friedmann glaubten sicher wirklich, das etatistisch Soziale so am besten, weil am ökonomischsten, organisieren zu können. Sie behielten Recht: Der Ost-Bolschewismus, das sozialistische Sowjetimperium ist zuerst gescheitert. Der West-Bolschewismus und sein neoliberalistisches Sowjetimperium (Lippmann'sche Expertokratie: soviet, russ. = Experte) erfährt gerade seinen Niedergang.
"Soit" wie der Franzose sagt, dann ist das eben so, dann muß das wohl so sein. In unserem Erschrecken ob der Erfahrungen, in unserer Überraschung ob der gewonnenen Erkenntnisse, ist dies eine gute, weil brauchbare und entspannende Haltung. Wenn jeder einzelne, wie er es kann, es angeht, auf eigenen Beinen zu stehen, wieder etwas Autonomie zurück zu gewinnen und dem großen zerbröckelndem System im besten Sinne etwas abzunehmen, ja, Verantwortung zu übernehmen, dann ist das zu schaffen. Die Finanzkrise ist eine Systemkrise, sicher. Doch unsere Arme und Hände, unsere Maschinen, Bücher, unser Wissen und Fachwissen nimmt uns niemand. Und wir brauchen keine Wut zu haben, keine Wutbürger oder Randalierer zu werden (bei nun wirklich allem psychologischem Verständnis für beides): Besser wird es sein, etwas aufzubauen, den gerechten Zorn verrauchen zu lassen oder umzuleiten in aufbauende Energie und den jeweils eigenen Teil in Ruhe zu erkennen und zu tun. Dies wird keine individualistische Anarchie, der Mensch bleibt ein soziales Wesen, er ist mental und ökonomisch auf andere angewiesen. Das ökonomische Mittel (Oppenheimer), Vertrag und Vertragen, einzusetzen, anstatt statt Zwang und Gewalt, ist wohlgetan. (Dies, liebe NeoCons und NeoLibs, gilt auch für die so gerne propagierte staatliche Durchsetzung von Verträgen. Diese staatlichen Subventionen wollen auch die meisten Tea-Party-Fans nicht streichen. Auch dies ist ein weites Feld.) Kooperation, Genossenschaft, Nachbarschafts- und Nächstenhilfe statt Parteigang und unwürdige Bittstellerei, es bleibt ja alles Gute möglich. Allein der Versuch, es mit Gewalt - und sei es in der anonymen Form des Staates und ähnlicher Vorstellungen - durchzusetzen, ist dabei zu scheitern. Ist das wirklich so schlimm? Es geht langsam hienieden. Wir haben also Zeit, uns für etwas besseres einzusetzen. Nicht mit Forderungen an Andere, sondern an uns selbst; nicht sozialklempnerisch die Welt Dritter konstruierend, sondern die eigene Welt bewältigen und langsam und stetig aufbauend. Und ganz selbstverständlich dort, wo es nötig ist, zu helfen. Zu helfen mit dem, zu geben und zu teilen von dem, was man hat. Ich glaube, da haben sich alle Menschen etwas zu sagen. Lassen wir die Politspielchen weg, schauen wir auf unsere vielfältigen Bedürfnisse, auf die Grenzen unserer Kraft ebenso wie auf die Möglichkeiten, die dieses Wunderding namens Leben bietet.

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Bezugnahmen/Hinweise:

"Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat" von Frank Schirrmacher, faz.net
"Aus Erfahrung klüger - Konservative zweifeln an ihren Analysen" von Robert Misik für taz.de

Aktueller Buchtip: Geld, Bankkredit und Konjunkturzyklen, Autor Jesus Huerta de Soto, deutsche Übersetzung, Verlag Lucius & Lucius, 2011

17.8.11

Toleranz

Das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland geriert sich hier erstaunlich tolerant. Dies ist geradezu wunderbar, es zeichnet den modernen Deutschen aus. Er ist tolerant. Menschliche Schwächen, wenn man diese überhaupt als solche kennzeichnen will, toleriert er in christlicher Gnade.

Eine kleine Geschichte:

Der Präses holt (es gilt ja seine verstreuten Gemeindemitglieder abzuholen), bescheiden wie er ist, seinen Audi A4 selbst beim Autohändler ab. Ganz sicher ist er sich nicht: Im Innenraum ist alles schön und gut, der Geruch, nun ja: Da muß man tolerant sein, das Fahrzeug ist ja schließlich neu - Kunststoffe haben das an sich, sagt man. Es wird wohl so sein. Er steigt wieder aus, geht - progressiv - nach vorne: Motorhaube auf, alles gut, Motorhaube wieder zu. Welche Kraft! Es paßt. Ein Gang ums Auto, befreiend, wie der geistige und materielle Fortschritt in seinem Fach. Der Kofferraum präsentiert sich als bester aller Hintern, geschwungen, ausladend, glänzend lackiert. Herrlich, es lohnt sich, es anzusehen. Doch, oh weh: Seitens ergeben sich links 0,49 mm Spalt zum linken Kotflügel, rechts 0,51 mm zum rechten Kotflügel. DAS ist intolerabel: 0,02 mm Abweichung, das geht nun gar nicht. Soviel Toleranz widerspricht jedweder Qualität. Der Präses kauft das Auto nicht. Auch seine Toleranz kennt Grenzen. Er ist und bleibt Materialist.

4.4.11

Erlöst - Zielgerichtet - Menschlich

Ja, lesen Sie das nur. Ist ja umsonst, kostenlos. (Glauben Sie das?)

Gegenwärtigen Sie sich bitte, daßß (geiler Rechtschreibfehler) es die folgenden Zeilen nicht gäbe, gäbe es die Freiheitsfabrik nicht. Nun ja, das ist so.
Hier.


Biologie, Chemie, Physik: Ist das der Mensch?
Begreift er, wer er ist?
Es hilft, wenn er einteilt, sich einen Überblick verschafft.
Der Mensch.
Er kommt daher, weiß nichts davon.
Geht daher, stolz und überheblich -
klein und gestierlich
unbändig und unterdrückbar
unverständig und belehrbar
unbelehrbar und verständig
wissend, ahnend
stotternd sich entäußernd
unkalkulierbar
unbestimmt, gestikulierend
unverstanden, einsam,
gesellig, irrig,
hoffend, liebend, sich einmal mehr entäüßernd
noch einmal
und noch und nöcher
ja
Ja?
Er ist noch da: Der Mensch
unruhig, artikulierend
unverstanden
wild, erotisch, überkopf
unterirdisch
saufend, rauchend, verstörend aneignend
versuchend, versucht
wieder mal störend, verhaßt
furchtbar gebremst, nicht getötet

noch
noch nicht

wehe dir

die angst, geboren im anderen
kontakt

Schrecken! Mißgeburt! Elend! Versagen! Horror! Irrsinn! Verzweiflung! Unwissenheit! Unvermögen!
Du
Ich
Schnell! Der Wahn

einst geboren
jetzt da
nicht mehr
nicht weniger
überwunden


geliebt.
Geliebt




Vorbei






.

27.3.11

Das generative Problem

Angeregt durch eine Lektüre auf den Webseiten der Freiheitsfabrik und der dortigen höchst lesenswerten Kommentare (Link) fiel mir wieder ein Thema ein, über welches ich bereits vor einiger Zeit sinnierte: Das generative Problem.

Die Betrachtung der Eigenarten der Zeitachse sollte eigentlich ein großes Thema bei den Anarchen und Anarchisten sein. Archos hat ja auch die Bedeutung des Hergebrachten, Überlieferten. In dieser Beziehung haben wir tatsächlich schon fast anarchische, eher ideologisch anarchistische Verhältnisse. Die Jugend, die Heranwachsenden, werden systematisch von den Alten und Eltern abgeschnitten. Diese Tendenz hält an. Man spricht von der Generation Golf oder Generation X und findet allenthalben sogar Jahrgangsbücher. Jedes Geburtsjahr wird zu einer Generation, die gerade keine mehr ist. Die Heranwachsenden werden jahrgangsweise in Klassen sortiert und fern des Lebens kaserniert. Politik, Medien und Industrie forcieren das generative Problem. Bildung ist kein Aufbau mehr, sondern ein Jahr für Jahr erfolgender Neubau. Die durch solche "Bildung" generierten "Generationen" bleiben vereinzelt und können nur wenig aus dem Fundus der Erfahrungen der Vergangenheit schöpfen. So werden Generation für Generation immer wieder dieselben Fehler gemacht, der Mensch bleibt massenweise lenkbar und ausnutzbar.

Die Arche war einst der Lebensretter allen Lebendigens - und wäre es heute auch noch. Wo sie fehlt, fehlt Entwicklung. Dies senkt zwar die Kosten der Antizipation, muß aber in die Irre führen. Leider verlernen ganze Generationen dadurch auch noch bestmögliches Antizipieren. Dies ist wohl auch der Grund dafür, daß heute die Partizipation so weit verbreitet ist, im Grunde sogar total. Die vom Menschheitsarchiv abgeschnittenen Generationen suchen ihr Heil nun unter sich, die Zeitachse ist erstarrt, auch darum dreht sich nun alles um den Demos, die Nation, die punktierte "Generation" als Jahrgang. Als Handelnder ist der Mensch auf den Nächsten angewiesen. Seine Begrenztheit kann er nicht mehr auf der Zeitachse überwinden, so versucht er es, dort wo er harrt und fragt notgedrungen seinesgleichen in "seiner Zeit", hoffend, so zumindest ein wenig seine Begrenzung aufheben zu können. Er tauscht sich dabei aus wie Gefangene untereinander, die freie Welt draußen steht ihm nicht bereit. Dies ist der Welten Untergang. Und dies ist das Ende der Geschichte.

12.3.11

Die Gefahren der Atomkraftwerke

Joseph Kardinal Höffner, Erzbischof zu Köln, sagte einst zu den Gefahren der "friedlichen Nutzung der Kernkraft", daß es Risiken gäbe, deren Folgen so gewaltig seien, daß ihre geringe Wahrscheinlichkeit diese nicht rechtfertigen könne.

Dies geht ganz in die Richtung dieses Beitrages zu den

Gefahren der Atomkraftwerke

von Crisis Maven in einem Online-Forum.
Sehr lesenswert, wie ich finde.

Und auch zur "esoterischen" Wahrnehmung Russels hat er etwas zu sagen, ich zitiere:

"Völlig richtig ist, daß es Leben in unserem Sinne auf einem Planeten erst geben kann, wenn die primordiale Radioaktivitaet bereits soweit abgeklungen ist, daß nur noch ein paar langlebige, schwere Isotope, eben bei uns Uran und Thorium, übriggeblieben sind, die aufgrund der Schichtungsverhältnisse durch ihr spezifisches Gewicht in tieferen Schichten zu liegen kommen. Dort strahlen sie noch eine Weile weiter und erwärmen unsere Biosphäre ohne ihr gefährlich werden zu können.

Wehe aber, man holt sie von dort herauf und zertrümmert sie wieder in die Radionuklide, die bereits verschwunden waren und setzt diese in der Nahrungskette und Atmosphäre frei - in der Tat, wie Russell wohl auszuführen scheint, erzeugt man dann die lebensfeindliche Umgebung, wie sie vor Jahrmilliarden herrschte."


Wer sich für Russels Darlegungen interessiert, wird hier fündig:

Walter Russel

und insbesondere in folgenden Büchern: Walter und Lao Russell, Radioaktivität, Das Todesprinzip in der Natur.

Wer etwas weiter ausholen möchte, dem sei das Buch von Igor R. Schafarewitsch empfohlen mit dem Titel: Der Todestrieb in der Geschichte. Das ursplüngliche Buch ist gelegentlich noch bei Eurobuch oder neu aufgelegt bei Amazon erhältlich.

5.2.11

Kredit Kristallkugel

Das - nachträgliche - Pochen auf Vertragserfüllung ist Aberglaube. Die bürgerliche Überzeugung, daß ein jeder einen Vertrag auch in Zukunft zu erfüllen hat, nennt sich Kredit. Nur: Die Zukunft kennt keiner. Wer also darauf rekurriert, ist so modern wie eine Hexe mit ihrem Blick in eine Kristallkugel.

An diesem Aberglauben scheitert die Neuzeit zur Zeit.

Gott sei den Menschen der Moderne gnädig.

23.12.10

Gesegnete Weihnacht

Allen Lesern dieses Blogs wünsche ich im Namen des Inhabers eine gesegnete Weihnacht. Er konnte und kann diesen Blog leider aus gesundheitlichen Gründen nicht fortführen.

Ihnen alles Gute
wünscht
M. Bäuerle


P.S.: Die zugehörige Domaine www.wortbildgedanke.de steht zum Verkauf.

24.5.10

Frohe Pfingsten

Allen, die hier lesen - und allen Menschen dieser Welt die besten Wünsche für ein frohes und gesegnetes Pfingstfest!

2.4.10

Karfreitag

Karfreitag: Tod, Liebe, Hoffnung, Auferstehung.

An Karfreitag ist nichts gewiß. Der Herr geht auf Golgatha und stirbt. Die Welt wird trostlos, ohne Hoffnung. Die weltlichen Mächte scheinen einmal mehr den Endsieg davon getragen zu haben. Doch dann bricht Ostern auf. Der Karfreitag wird überwunden, die Sünde ist dahin. Der Herr ist wahrlich auferstanden - und er ist wahrlich der Herr. Die Welt ist besieget: Durch alle Schöpfung scheint das Sein Seines Heils.


Karfreitag > Ostern

21.1.10

Deontologie des Herzens

Auf dem Blog Kultur und Medien online wird über die Demonstration für das Leben von 20.000 Menschen in Paris berichtet. Ich gehe hier auf den dort befindlichen Kommentar von Simon ein – und hole, ob des grundsätzlichen Themas, etwas weiter aus. Ich wünsche Ihnen Freude und Gewinn beim Lesen:

@Simon: Auch ich kenne - und leider mehr als nur einen Fall - wo die Taten nicht den Worten und dem Status gefolgt sind. Die Menschen sind nicht perfekt, sie sind Sünder. Deshalb ist der Heiland gekommen.
Zu zwei ihrer Ausführungen erlaube ich mir noch Anmerkungen, da ich diese für wesentlich halte:
1) "Wer entscheidet, welche falsch sind?" Eine gute und anschauliche Frage. Die gewöhnlichen Antworten sind "die Mehrheit" (Bolschewisten), "der Staat" (Etatisten), "Parlament und Regierung" (Republikaner), "das Volk" (Demokraten), eine in der Neuzeit etwas ungewöhnliche: "die Kirche" (Katholiken). Wie man ein gutes Leben führt, damit beschäftigt sich die Philosophie - schon seit der Antike - unter dem Terminus Ethos. Auch andere Kulturkreise beschäftigte und beschäftigt diese Frage. Aus alledem wird eines klar: Beliebig ist die Sache nicht. Allein schon die mögliche Vorstellung, das Gute und Richtige, erkennen und anstreben zu können, spricht dafür. Ihre Frage wurde aber nicht gestellt, als ein "WAS ist richtig, was ist falsch?", sondern bezeichnenderweise als eine nach dem "WER entscheidet? Hier kommt Autoritätsstreben und Unterwürfigkeit zum Ausdruck, das Richterprinzip wird zum entscheidenden Prinzip erhoben. Auch ohne dies in Frage zu stellen, gebiert dies dann ganz natürlich die Fragen, wer die Autorität hat, also qua Kompetenz in Sachen theologischer, anthropologischer, ja vielleicht auch intuitiver Begründung Gefolgschaft erzeugen kann. Aber nicht nur Logie, sondern auch Sophie, nicht nur der Verstand, auch das Herz und die Seele werden bejahen müssen.
Damit kommen wir zu
2) "In dieser Sache muss jeder in sein Herz schauen, wie er das sieht." Eben noch wurde eine autoritative Person als Entscheidungsträger thematisiert. Nun aber werfen sie jeden auf sich selbst, was wahrscheinlich tolerant klingen soll. Nur sind tolerante Normen eben keine. Wenn sie schreiben, daß in DIESER Sache sich die Sache soundso verhält, dann geben sie damit implizit zu erkennen, daß dies kein Grundsatz, also kein Gesetz im Kant‘schen Sinne ist. Dann aber ist zu begründen, warum ausgerechnet in dieser Sache so zu verfahren ist, in den anderen aber nicht: der Unterschied ist zu begründen. Dies fehlt mir hier. Dann schreiben sie MUSS (das Lieblingswort des Politikers). Wenn damit keine naturgesetzliche Kausalität gemeint ist, was nicht angenommen werden kann, dann ist doch die Notwendigkeit genau dieser (und keiner anderen) Waltung zu begründen. Damit sind wir mitten in einer deontologischen Auseinandersetzung, die, wie schon an anderer Stele dargelegt, hier eben unvermeidlich ist und nicht eingespart werden kann, was selbst aus diesem toleranzkonnotiertem Postulat selbst hervorgeht und es dieses mithin, wenn auch postmodern und zeitgeistig geadelt, als in sich widersprüchlich entlarvt.
Nun ist dies gar kein Wunder. Es ist eben ein vielschichtiges Problem, bei dem die Ebenen nun einmal leicht durcheinanderkommen. Unsere Zeit hat es da besonders schwer. Hinzu kommt, daß Sichtbares und Berührbares uns eben selbst leichter berührt, die Frau, Mutter und Familie, die Sorgen der Aufzucht erfahren deshalb leicht und mehr Empathie als die oder der Ungeborene, unsichtbare Menschen eben. Diese Eindringlinge in das Leben Anderer, obschon man doch "so aufgepaßt hat". Es ist deshalb hilfreich, neben den Schwingungen menschlicher Herzensgüte und des Seelentrostes auch die Vernunft zu gebrauchen. Also zu schauen, ob die eigenen parteinehmenden Herzensregungen auch einer allgemeinen Logik unter Gebrauch bewährter Denkstandards standhalten. Das so erkennbar werdende Gesetz der Lebenserhaltung (siehe erster Kommentar zum Artikel) ist dabei auch deshalb wahr, weil es selbst die Herzensregungen, die anderes gebieten, erst ermöglicht.
Nun sind wir aber auch damit noch nicht fertig, denn auch wenn wir erkennen, daß wir das Leben von Anbeginn schützen sollen, so ist damit noch nicht die Frage beantwortet, wie dies getan werden soll, vielmehr überhaupt getan werden kann. Und hier wird schnell klar, daß die Mutter, und insbesondere die neu gewordene Mutter als Frau, gewonnen werden müssen. Man kann nur Mutter und Kind zusammen schützen, dies ist Natur des Lebens. Lebensschutz fängt als Mutterschutz an, ja als Familienschutz, als Eheschutz. Wenn alle diese gewachsenen und womöglich natürlichen Institutionen aber durch den Herrn "Staat" ersetzt werden (Demokratie zerstört systemimmanent alles zwischen dem "Souverän" "Stimme/Individuum" und dem Abstraktum "Staat"), dann ist alles der Willkür der Mehrheit ausgesetzt, dann gibt es kein richtig und falsch, sondern nur noch ein "basta". Schon heute findet sich in Politikermunde allenfalls zu Sonntagsreden noch ein Wort zu den Familien, von der Ehe aber ist schon gar nicht mehr die Rede. Andererseits werden von Christen Ehe und Familie unchristlich und unwirklich überhöht. Worum es hier aber geht ist, daß sehr wohl erkennbar sein kann, was sein soll. Der Schutz auch des ungeborenen Menschen ist deontologisch geboten. Auch ohne die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse unterließen bereits die ersten Christen die Abtreibung, ja es war ihr Erkennungszeichen: "Christen - das sind die, die keine kleinen Kinder töten", hieß es erstaunt und beeindruckt bei den heidnischen Zeitgenossen damals, die sich gar nicht vorstellen konnten, wie eine Sippschaft, ein "Herd" (Haus/Hof/Familie) überleben sollte unter dieser Maßgabe.
Es ist diese - allzu verständliche und verzeihliche - Kleingläubigkeit, die uns auch heute beherrscht. Gott aber ist groß, wir dürfen ihm vertrauen. Und wir sind berufen seine Werkzeuge zu sein, den Ungeborenen ebenso wie den Schwangeren, den Müttern ebenso wie den Vätern zum Schutze, die Wahrheit Wirklichkeit werden lassen, die in jedem Kinde die Göttlichkeit widerspiegeln läßt, für die uns im Christuskinde ein Zeichen gegeben ist. Diesem Christus nachfolgend gilt die besondere Barmherzigkeit aber dem Sünder, dem Manne, der seine Frau zur Abtreibung drängt und nötigt, der Frau, die über ihr Muttersein so verzweifelt ist, daß sie das Geschenk des Lebens ablehnt. Besonders aber denen, die - womöglich kalt und engagiert - ihr Recht auf ihr Leben über das ihres Nachwuchses stellen. Auch hier weht der Geist der Zeit. Das ganze 20. Jahrhundert hat auf Kredit gelebt, die Schuldenberge sind unermesslich, das "Blut" der Wirtschaft selbst ist staatliches Monopol(y)"Geld" geworden. Unser Geld ist Schuldgeld, verramscht ist alles nach uns schon jetzt. Als wenn wir das wichtigste wären. Da ist viel "archos" verlorengegangen, der Fluß der Zeit wird in kurzsichtiger Weise nur an der Stelle des eigenen Eintretens gesehen, die Zeitpräferenz ist hoch wie nie, die Zukunft zum Verfrühstücken da. Dies sollten Betroffene wie Urteilende zugleich bedenken: wir sind schlichtweg gewöhnt und verführt das Jetzt zu sehen und räumen schon deshalb diesem eine Vorrangstellung ein. Dies schadet dem Nachwuchs, den Kindern: Den Geborenen - und eben auch den Ungeborenen. Und so verbietet sich meist eine Verurteilung, wenn auch das Urteil zum Ethos klar ist. Es bleiben uns Buße und Umkehr zum Heil.

11.8.09

Kirche und Welt

Das aktuelle Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts, welches eine "Pflicht" zum Besuch von Theater und Karnevalsfeier für ebenso postuliert "Schulpflichtige" zur gewaltsam durchsetzbaren Meinung kürt, wird entschieden angegriffen.
Dieses disputierend fiel mir eine Stelle im lesenswerten Buch "Die Pulvermühle", einer Kriminalgeschichte der großartigen Schriftstellerin Gertrud Fussenegger ein. Hatte ich doch den Verdacht, daß mein "Gegenüber in Sachen Kommentierung" weniger die Bedrängnis der zu Unrecht Gemaßregelten bewog, als vielmehr, die mir von der Generation unserer Eltern bekannte Verteidigung der modernen moralgewandelten Kirche, insbesondere in Deutschland. Irgendetwas fühlt sich bei ihnen immer verstört an, wenn die Errungenschaften des 2. Vatikanischen Konzils infragegestellt werden, wenn die Verweltlichung der Kirche Kritik erfährt.

In dieser Kriminalgeschichte, die um die Zeit des 2. Weltkrieges spielt, läßt die Autorin den Pfarrer Perwög nach dem Krieg sagen: "Es zieht etwas Neues herauf. Man nennt das geplantes Leben, Eigenverantwortlichkeit - oder wie immer. Ich denke oft, wie das wohl werden wird: der Mensch als Herr der Natur, auch als sein eigener Herr...Das kommt, ist nicht mehr aufzuhalten und vielleicht liegt es sogar in Gottes Plan." Und er fährt fort: "Die Kirche geht einer schweren Zeit entgegen. Sie wird sich entscheiden müssen, ob sie den neuen Menschen annehmen will oder nicht, diesen planenden, eigenverantwortlichen Menschen, den sie bis jetzt verdammt oder - wenn nicht verdammt, so doch abgelehnt hat. Sie wird lernen müssen, auf seine Gründe zu hören; nicht so, daß sie diese Gründe von vorneherein annimmt, das ist unmöglich, aber so, daß sie ihr Herz auftut und mitleidet, wo die Welt leidet, und sich mit anstrengt, wo sich die Welt anstrengt. Ich glaube, das wäre ein Weg."

Ich auch.

22.5.09

Wortwitz zum Vatertag

Zum gestrigen Vatertag fand ich im Internet einen wortspielerischen Anklang auf den Muttertag:

Mutters Alter

Wortwitz, wie ich ihn mag.

20.5.09

Federal Reserve ohne Kontrolle

Das folgende Video sollten Sie sich gleich anschauen, dokumentiert es doch eindrucksvoll, wie unkontrolliert die Federal Reserve arbeitet, die immerhin als amerikanische Zentralbank den Dollar herausgibt:

Federal Reserve ohne Kontrolle

Anschauen und weitergeben.

Siehe dazu auch den Artikel hier.

12.5.09

Lebensgenießer

Dies ist die Geschichte von einem Grafen, der sehr alt wurde, weil er ein Lebensgenießer par excellence war.

Dieser Graf, er verließ niemals das Haus, ohne sich vorher eine Hand voll Bohnen einzustecken. Er tat dies nicht etwa, um die Bohnen zu kauen. Nein, er nahm sie mit, um so die schönen Momente des Tages bewußter wahrzunehmen und um sie besser zählen zu können.
Jede positive Kleinigkeit, die er tagsüber erlebte - einen anregenden oder fröhlichen Plausch auf der Straße, das Lachen seiner Frau, eine köstliche Speise, eine feine Zigarre, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, ein Glas guten Weins - für alles, was seine sieben Sinne erfreute, ließ er eine Bohne von der linken in die rechte Jackentasche wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei.
Abends saß er dann zuhause und zählte die Bohnen aus seiner rechten Tasche. Er zelebrierte diese Minuten So führte er sich vor Augen, wieviel Schönes ihm an diesem Tage widerfahren war und er freute sich. Und sogar an einem Abend, an dem er bloß eine Bohne zählte, hatte er einen Grund, sich über diesen Tag zu freuen.

(Nach einer Erzählung, Quelle unbekannt)

21.4.09

Zitateblog

Ein laufend gepflegter Zitateblog befindet sich als Produkt des IBIF hier:

Zitateblog

Hier lohnt sich auch ein täglicher Blick hinein und der Zitatblog ist abonnierbar und damit sogar auf der eigenen Homepage einsetzbar.

Zitate mit freiheitlichem Bezug finden sich auf:

freiheitssplitter.de

12.2.09

Finanzkrise, Schuldenkrise, Glaubenskrise

Diese Krise ist keine Wirtschaftskrise. Auch die bestehenden und noch vielmehr kommenden Verwerfungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese Marktbereinigung die Moral stärken vermag. Die wirtschaftenden Menschen verlieren weder ihre werktätigen Arme noch ihren schaffenden Kopf; die Basis auch zukünftiger Wertschöpfung. Allein ihre Illusionen werden verworfen: Schulden, Papiergeld und auch Papierverfassungen sind nicht einmal das Werk wert, sie herzustellen. Dies wird noch kommen und alles umwerfen. Zugunsten vernünftiger und moralischer Tätigkeit. Das braucht seine Zeit. Einzusehen ist es schon heute. Die demokratischen Regierungen vermögen Versprechungen, Papiergesetze, Papierverordnungen, Papierverfassungen und Papiergeld anzuhäufen, daß es den normalen Verstand übertrifft. Allein, Sie verstehen nicht, daß ihre Papiere nicht mehr den Urgrund von Vertrauen anrühren. Noch glauben Etatisten aller Couleur an die Allmacht des Demos, dessen blutroter Glanz nichtsdestotrotz allmählich verlicht. Kommt eine neue Zeit, oder eine alte? Besinnt sich der Mensch auf sein Maß, beschränkt sich der Einzelne auf sein Eigentum? Oder schreitet die öffentliche Gewalt voran, bis zum Untergang jedes Selbst? Diese Fragen zu beantworten, ist Überforderung für den Jetzt-Menschen. Der Europäer, anders als der Semit, lebt in seiner Zeit. Seinen Geist prägt allein der Zeitgeist. Darüberhinaus denken vermag er nicht: Geschichte ist Geschichte. Wird er siegreich sein oder untergehen? Sein Maßstab ist seine Zeit. So unwirklich ist sein Verhängnis, daß sich sein Himmel nicht zu öffnen vermag. Muß es dabei verbleiben? Eine Verneinung dieser Frage hieße über die Zeit hinaus zuschauen. Darauf kommt es an. Der Himmel ist offen. Man kann ihn sehen. Wollen.

Und genau dieses Wollen nährt die Illusionen. Nein. Und noch einmal: Nein!
Nicht das Wollen, das Sein selbst, ich, ganz klein, bin Maßstab für mein Handeln. Ich, ich selbst bleibe rechtschaffen. Meine Zeit soll bestehen können vor Vergangenheit und Zukunft, ich selbst will zeitlos rechtschaffen sein. Meine Zeit ist nur Gegenwart, Übung über mich hinaus - und doch beschränkt auf mich. Aber mein Sinnen kann verstehen, daß mein Sein einen Sinn hat. In meiner Zeit - oder einer anderen.

11.2.09

Recht-Sezession: Politische Reformation

Zum Jahrestag der folgenden Publikation, weise ich noch einmal auf diese hin:
Recht-Rezession
Behandelt wird die Vorstellung territorialunabhängiger Rechtsfindung im Rahmen deren möglicher Verbindlichkeit.