Wer bin ich? Wo bin ich? Der Mensch gehört sich selber. Darüber lassen sich Philosophen wie Hans-Herman Hoppe aus - und auch Websites wie die von Jonathan Gullible. Es ist auch richtig. Trotzdem fragen sich Millionen, wenn nicht Milliarden von Menschen: Wo gehöre ich hin? Bedarf der Mensch der Ausrichtung?
Der Mensch, der er selber ist, hat jedes Recht, eine Berührung von sich zu weisen. In jeder Beziehung. Dies nicht anzuerkennen, macht die alten und die modernen totalitären Herrscher gleichermaßen aus.
Und doch ist der Mensch auf Berührung angewiesen: Der Einsame verkümmert.
Nicht einmal diese Behauptung stimmt. Monastische Erfahrungen sprechen hunderttausendfach dagegen. Der Einzelne in seiner Klause kann zu sich finden, ja, selbst zu Gott. Auch hier begegnet er einem Du, anschauend, verzweifelnd, reflektierend, anmaßend, zurückweisend, annähernd, verschieden.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, er begegnet. Anderen und sich selbst. Bleibt er bloß sein eigen, wird er verkümmern. Es ist ein Paradoxon des allgemeinen menschlichen Eigentumsrechts, daß der einzelne Mensch sich selbst entäußert, er anderen als er selbst begegnet. Keine Unfreiheit kann dies ersetzen. Selbst der Gefangene hat einen Wärter.
Ich. Ich gehe über mich selbst hinaus, ich entäußere mich. Ich, ich selbst, gehe auf einen anderen zu, begegne ihm. Wir tauschen uns aus, verständigen unser Handeln. Ich bin mehr geworden. Ich bin nicht mehr ich selbst. Und doch führt mich meine Entäußerung zu mir zurück. Und zum Anderen. Zugleich, aber nicht gleichermaßen.
Ganz anders, wenn ich gezwungen werde. Nun belästigt und beschwert mich der Nächste wie der Fernste. Um alle soll ich mich kümmern, aber nicht ich selbst: ich soll bloß zahlen, mich selbst vergessen und alles bereitstellen. Zurverfügungstellung ist die Sache, Zurverfügungstellen soll ich mich und was ich schaffen kann. Streng nach Vorschrift. Der Führer, das Volk bestimmt. Mein Gehorsam erschreckt mich. Es muß ja weitergehen. Aber da lang?
Äußere ich mich, verbietet man mir den Mund. Und doch kommt es genau darauf an. Es kommt nicht bloß über mich: Ich bin es selbst.
27.10.07
24.10.07
Recht auf Nahrung
Wir waren vor einigen Tagen Gast in einer Filiale einer bekannten amerikanischen Schnellrestaurantkette, als mir die Tageszeitungen auffielen, die die wiedergewonnene Handlungsfähigkeit der EU betitelten und priesen. Mit dabei auf Seite 1 war auch ein Artikel über irgendeinen Wirrkopf bei den Vereinten Nationen, der die marktwirtschaftlichen Positionen verurteilte und sich vehement für das geplante Recht auf Nahrung einsetzte. Der Hunger möge also - und das ist jetzt meine Sichtweise - nicht durch Handeln vertrieben werden, sondern durch Fordern. Ich nahm also all meinen verbliebenen Untertanengeist zusammen und stellte ihn gehorsamst den neuen Weltanschauungen zur Verfügung. Gleich fühlte ich mich wohler: weltmännischer, hungerbekämpfungsmäßiger, einfach "guter". Und schon fand ich es sehr verletzend, daß mich der durch einen internationalen kapitalistischen Heuschrecken-Konzern ausgebeutete Mensch hinter seiner metallenen Kasse ganz profan an den von mir angeblich zu bezahlenden Betrag hinwies. Selbstredend wußte ich, wie ich zu reagieren hatte und verwies den Ausgebeuteten darauf, daß ich ein Recht auf Nahrung habe und er nicht die Partei der kapitalistischen Ausbeuter ergreifen solle. Derweil wuchs ich bestimmt um fünfeinhalb Zentimeter. Der ausgebeutete und selbst ausbeutende Kassierer verwies auf seine Vorschriften, der herbeigerufene Geschäftsführer auf die Gepflogenheiten und beide beharrten auf ihrer Forderung. Anderenfalls würden sie nicht liefern und meinten völlig selbstbewußt, daß irgendwelche UN-Fritzen sie nicht interessieren würden - bei Ihnen würde man zahlen oder gehen. Ganz offensichtlich war Ihnen der Ernst der Lage nicht bewußt: Wenn die Staaten ein Recht auf Nahrung erst einmal durchsetzen würden, dann käme ich mit der Polizei wieder. Das kann doch nicht so schwer zu begreifen sein? Amerikanisches Essen muß dumm machen, anders konnte ich mir das nicht erklären. Aber sitzt nicht die UN auch in Amerika? Was die da wohl essen?
19.10.07
dpa Deutsche Presse Agentur
Es fällt mir schon seit Jahren auf, aber die Tendenz scheint doch steigend zu sein: Die dpa wird Ihrem Selbstanspruch als Nachrichtenagentur immer weniger gerecht. Zu häufig sind dpa-Meldungen kommentarverseucht.
Nehmen wir, zum Beispiel eine Meldung von heute morgen:
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Der erste Satz ist durchwegs eine Einschätzung, keine Nachricht. Sie ist auch falsch. Wer sagt, daß die EU für ihre Bürger da ist - und dann ausgerechnet auch für alle? Es ist das Wesen von Politik eben nicht für die Menschen da zu sein, sondern für die Machthaber - und das sind bestenfalls heutzutage die Vertreter von bloßen Mehrheiten. Ohne Politik würden die Menschen ihre Entscheidungen selbst für sich treffen können. Das nennt man Markt und Kooperation.
Auch der zweite Satz ist nur am Ende eine - zudem dürftige - Nachricht. Von politischer Lähmung kann kaum eine Rede sein, bei laufenden Erlassen und Vorschriften für die Mitgliedsstatten. Auch hier Meinung statt Nachricht. Ganz klar sind leider auch nicht die beiden letzten Sätze, was aber der Kürze der Nachricht geschuldet ist.
Nehmen wir, zum Beispiel eine Meldung von heute morgen:
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19.10.2007, 08:15 Uhr | ||
Ab 2009 sollen überfällige EU-Reformen durchgesetzt werden | ||
Lissabon (dpa) - Die Europäische Union gewinnt für ihre fast 500 Millionen Bürger die politische Kraft zurück. Nach zwei Jahren politischer Lähmung einigten sich die 27 Staats- und Regierungschefs am frühen Freitagmorgen in Lissabon auf neue Verträge. Diese sollen es ermöglichen, von 2009 an die überfälligen Reformen durchzusetzen. Polen und Italien setzten in den achtstündigen mehr Einfluss im Ministerrat beziehungsweise im Europaparlament durch. Bundeskanzlerin Angela Merkel wertete die Einigung als großen Erfolg. |
Der erste Satz ist durchwegs eine Einschätzung, keine Nachricht. Sie ist auch falsch. Wer sagt, daß die EU für ihre Bürger da ist - und dann ausgerechnet auch für alle? Es ist das Wesen von Politik eben nicht für die Menschen da zu sein, sondern für die Machthaber - und das sind bestenfalls heutzutage die Vertreter von bloßen Mehrheiten. Ohne Politik würden die Menschen ihre Entscheidungen selbst für sich treffen können. Das nennt man Markt und Kooperation.
Auch der zweite Satz ist nur am Ende eine - zudem dürftige - Nachricht. Von politischer Lähmung kann kaum eine Rede sein, bei laufenden Erlassen und Vorschriften für die Mitgliedsstatten. Auch hier Meinung statt Nachricht. Ganz klar sind leider auch nicht die beiden letzten Sätze, was aber der Kürze der Nachricht geschuldet ist.
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