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27.10.07

Entäußerung: Ich über mich

Wer bin ich? Wo bin ich? Der Mensch gehört sich selber. Darüber lassen sich Philosophen wie Hans-Herman Hoppe aus - und auch Websites wie die von Jonathan Gullible. Es ist auch richtig. Trotzdem fragen sich Millionen, wenn nicht Milliarden von Menschen: Wo gehöre ich hin? Bedarf der Mensch der Ausrichtung?
Der Mensch, der er selber ist, hat jedes Recht, eine Berührung von sich zu weisen. In jeder Beziehung. Dies nicht anzuerkennen, macht die alten und die modernen totalitären Herrscher gleichermaßen aus.
Und doch ist der Mensch auf Berührung angewiesen: Der Einsame verkümmert.
Nicht einmal diese Behauptung stimmt. Monastische Erfahrungen sprechen hunderttausendfach dagegen. Der Einzelne in seiner Klause kann zu sich finden, ja, selbst zu Gott. Auch hier begegnet er einem Du, anschauend, verzweifelnd, reflektierend, anmaßend, zurückweisend, annähernd, verschieden.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, er begegnet. Anderen und sich selbst. Bleibt er bloß sein eigen, wird er verkümmern. Es ist ein Paradoxon des allgemeinen menschlichen Eigentumsrechts, daß der einzelne Mensch sich selbst entäußert, er anderen als er selbst begegnet. Keine Unfreiheit kann dies ersetzen. Selbst der Gefangene hat einen Wärter.

Ich. Ich gehe über mich selbst hinaus, ich entäußere mich. Ich, ich selbst, gehe auf einen anderen zu, begegne ihm. Wir tauschen uns aus, verständigen unser Handeln. Ich bin mehr geworden. Ich bin nicht mehr ich selbst. Und doch führt mich meine Entäußerung zu mir zurück. Und zum Anderen. Zugleich, aber nicht gleichermaßen.

Ganz anders, wenn ich gezwungen werde. Nun belästigt und beschwert mich der Nächste wie der Fernste. Um alle soll ich mich kümmern, aber nicht ich selbst: ich soll bloß zahlen, mich selbst vergessen und alles bereitstellen. Zurverfügungstellung ist die Sache, Zurverfügungstellen soll ich mich und was ich schaffen kann. Streng nach Vorschrift. Der Führer, das Volk bestimmt. Mein Gehorsam erschreckt mich. Es muß ja weitergehen. Aber da lang?

Äußere ich mich, verbietet man mir den Mund. Und doch kommt es genau darauf an. Es kommt nicht bloß über mich: Ich bin es selbst.

5.6.07

Wir brauchen Freiheit

Wir brauchen Freiheit. Wir - brauchen - Freiheit.

Wir, das bin ich und andere. Brauchen ist Sein und Soll zugleich. Aber was ist Freiheit?

Jeder Mensch gebraucht seine Freiheit. Und man kann sie ihm nur mit Gewalt/Politik nehmen. Verzichtet man auf Politik/Gewalt, dann kann immer noch nicht jeder machen, was er will: Denn verzichtet er wirklich auf Gewalt, dann braucht er zu einem Tun, welches einen anderen betrifft, dessen Zustimmung. Dies ist zunächst eine Frage der Kommunikation, letztendlich aber eine Frage der Friedfertigkeit, eine Frage der Anerkennung des existierenden Anderen. Der ist da. Und da bin ich. Wo wir zusammenkommen bedarf es eines Vertrage(n)s. Wo wir nicht zusammenkommen möchten, bedarf es einer Auseinandersetzung.

Wo wir eines Dritten bedürfen, sind wir sein Eigentum.

Ich bin der Einzelne.
Du auch.
Wir sind zwei Einzelne.
Gemeinsam sind wir stark.
Und haben Freunde.
Streiten wir uns, streiten wir uns.
Einigen wir uns, einigen wir uns.
Einigen wir uns nicht, einigen wir uns nicht.
Kein Dritter lacht.

Einen Richter kennen wir nicht.

Wer mich, wer Dich,
wer uns gemacht,
mag unser Richter sein.

Gnädig, wie einst verheißen, wird unser Richter sein.
Hat er uns doch selbst gemocht.