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12.2.09

Finanzkrise, Schuldenkrise, Glaubenskrise

Diese Krise ist keine Wirtschaftskrise. Auch die bestehenden und noch vielmehr kommenden Verwerfungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese Marktbereinigung die Moral stärken vermag. Die wirtschaftenden Menschen verlieren weder ihre werktätigen Arme noch ihren schaffenden Kopf; die Basis auch zukünftiger Wertschöpfung. Allein ihre Illusionen werden verworfen: Schulden, Papiergeld und auch Papierverfassungen sind nicht einmal das Werk wert, sie herzustellen. Dies wird noch kommen und alles umwerfen. Zugunsten vernünftiger und moralischer Tätigkeit. Das braucht seine Zeit. Einzusehen ist es schon heute. Die demokratischen Regierungen vermögen Versprechungen, Papiergesetze, Papierverordnungen, Papierverfassungen und Papiergeld anzuhäufen, daß es den normalen Verstand übertrifft. Allein, Sie verstehen nicht, daß ihre Papiere nicht mehr den Urgrund von Vertrauen anrühren. Noch glauben Etatisten aller Couleur an die Allmacht des Demos, dessen blutroter Glanz nichtsdestotrotz allmählich verlicht. Kommt eine neue Zeit, oder eine alte? Besinnt sich der Mensch auf sein Maß, beschränkt sich der Einzelne auf sein Eigentum? Oder schreitet die öffentliche Gewalt voran, bis zum Untergang jedes Selbst? Diese Fragen zu beantworten, ist Überforderung für den Jetzt-Menschen. Der Europäer, anders als der Semit, lebt in seiner Zeit. Seinen Geist prägt allein der Zeitgeist. Darüberhinaus denken vermag er nicht: Geschichte ist Geschichte. Wird er siegreich sein oder untergehen? Sein Maßstab ist seine Zeit. So unwirklich ist sein Verhängnis, daß sich sein Himmel nicht zu öffnen vermag. Muß es dabei verbleiben? Eine Verneinung dieser Frage hieße über die Zeit hinaus zuschauen. Darauf kommt es an. Der Himmel ist offen. Man kann ihn sehen. Wollen.

Und genau dieses Wollen nährt die Illusionen. Nein. Und noch einmal: Nein!
Nicht das Wollen, das Sein selbst, ich, ganz klein, bin Maßstab für mein Handeln. Ich, ich selbst bleibe rechtschaffen. Meine Zeit soll bestehen können vor Vergangenheit und Zukunft, ich selbst will zeitlos rechtschaffen sein. Meine Zeit ist nur Gegenwart, Übung über mich hinaus - und doch beschränkt auf mich. Aber mein Sinnen kann verstehen, daß mein Sein einen Sinn hat. In meiner Zeit - oder einer anderen.

12.4.08

Der Fez: Über das Problem der Europäer mit der Kopfbedeckung

Der Fez: Über das Problem der Europäer mit der Kopfbedeckung

Mann trägt wieder Hut. Die eine oder die andere Frau auch, die Queen of Great Britain sowieso. Im Winter Mützen, für Kahlköpfige Perücken, die Geschmäcker sind verschieden: Der eine richtet sich nach sich, der andere nach der Mode und gelegentlich richtet sich eine Frau nach ihrem Glauben. Das aber ist in Deutschland verboten. Nicht einmal eine Baskenmütze ließ die Vorsitzende Richterin Heike Menche in Düsseldorf/Rheinland (amtlich NW oder NRW) durchgehen: Die Baskenmütze ist wie ein Kopftuch, entschied die staatlich besoldete Dame – und ist damit für Lehrerinnen (und Lehrer?) von Gesetzes wegen verboten. Mit Gesetz meint sie die Mehrheitsmeinung des nordrhein-westfälischen Parlamentes, nach der sie sich richtet, Gewaltenteilung hin oder her.

Das Tragen einer Perücke wurde der gutgläubig auf Freiheit klagenden Lehrerin von Gerichts wegen empfohlen. So wie es wohl auch in der säkularisierten Türkei gegebenenfalls gehandhabt wird. Natürlich begrüßt die Schulministerin Barbara Sommer das unwürdige und kostspielige Spektakel als Bestätigung des neuen „Schulgesetzes“. Sie muß es ja nicht bezahlen. Das verrichtet der steuerzahlende kleine Mann im bevölkerungsreichsten Lande Deutschlands. Der zahlt – summa summarum - die Zeche für derartig expandierte Lappalien.

Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, möchte ich anläßlich dieser aktuellen Begebenheiten die keine Lappalie mehr ist (wenn schon von papiernen Gesetzes wegen sozusagen aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird) entführen in eine andere Zeit, in ein anderes Denken, in eine andere Form der Ausübung von Herrschaft. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts, noch vor dem unsäglichen ersten Weltkrieg, zu Zeiten der Habsburger in Österreich-Ungarn, der vielbeschriebenen und doch allzu vergessenen K.u.K.-Zeit spielte sich folgende Geschichte ab:

„Daß es bei der k.u.k. Marine auch eine Schiffsjungenschule gegeben hat, nimmt der gewöhnlich Sterbliche wohl kaum an – sie existierte aber tatsächlich und war in zwei abgetakelten Kriegsschiffen untergebracht, die in Sebenico lagen. In diesem Zusammenhang: Können Sie sich einen österreichischen Marineangehörigen mit einem Fez als Kopfbedeckung vorstellen? Das gab es aber tatsächlich! Dazu ein Episödchen:
Im Juli 1909 rückte ein kleiner Bosnier, Josko Sebic, aus Dolna Tuzla in die Schiffsjungenschule ein. Bei seiner Einkleidung erhielt er alle vorgeschriebenen Montur- und Wäschestücke, auch die Marinekappe. Tags darauf meldete sich der neue Schiffsjunge zum Rapport – barhäuptig -, und bekam deshalb natürlich sofort einen unsanften Anpfiff: „Kehrt marsch, und sofort Wiederkommen mit Kopfbedeckung!“

Zwar kam der Junge sofort wieder, aber er hatte einen Fez auf…

„Wohl verrückt geworden?!“

„Nein… Melde gehorsamst, aber ich bin gläubiger Moslem, und wenn ich eine andere Kopfbedeckung trüge als den Fez, enterbt mich mein Vater!“

Großes Erstaunen und Rätselraten beim Schulkommando. Dienstvorschriften und – befehle wurden gewälzt, aber nichts Diesbezügliches gefunden. Bericht an den Hafenadmiral in Pola, den größten Kriegshafen der österreichisch-ungarischen Marine.

Zwölf Tage später kam dann von der Marinesektion des k.u.k. Kriegsministeriums in Wien die Erlaubnis, daß der Schiffsjunge Sebic den Fez bis auf weiteres tragen dürfe…

Am 30. August 1913 folgte vom ‚Ministerium für Angelegenheiten Bosniens und Hercegowinas eine offizielle Festlegung: „Für Marinepersonen mohammedanischen Glaubens ist als Kopfbedeckung der Fez normiert.“

Die letzten, die von dieser Erlaubnis Gebrauch machen durften, waren die Zöglinge Hrustan Beg und Adim Beg Biscenvic des Jahrganges 1917 der Militärakademie in Fiume. Die Akademie wurde dann kriegsbedingt nach Braunau (Oberösterreich) verlegt. Das Aufsehen, das die beiden Marinebuben mit ihrem Fez dort erregt haben werden, war wahrscheinlich groß!“*

ISBN 978-3-7020-0981-6